Beschneidung im Kindergarten

„Kommen Sie bitte schnell her, ihrem Kind wurde in den Penis geschnitten. Wir haben den Notarzt verständigt.“ Solche Sätze blieben einer jungen Mutter leider nicht erspart.
Ihr Sohn saß blutüberströmt auf der Toilette im Kindergarten, als der Arzt endliche kam. Es ist schwer nachzuvollziehen wie viel hier gerade schief gelaufen ist.
Der sechsjährige Ercan* hat dem vierjährigen Hannes* in die Vorhaut geschnitten. Die Erzieherin bekam es nicht mit. Wie viel religiöses Bewusstsein kann man bei einem Kind in diesem Alter voraussetzen? Ercan hat gesehen, dass Hannes eine Vorhaut hat und wollte Hannes ändern. Böse Absicht lässt sich bei Ercan wenig finden, viel mehr Unwissenheit und die einfache Denkweise eines Kindes. Ercan selbst ist bereits nach religiösen Vorschriften beschnitten worden.
Es ist bei Kindern in diesem Alter keine bewusste religiösmotivierte Tat und dennoch scheint hier die Religion mal wieder zum Gegenstand der Diskussion werden zu müssen.
Die Eltern von Ercan stehen mit aufgerissenen Augen vor der Mutter von Hannes. Sie glauben wegen ihrer wenigen Deutschkenntnissen nicht ganz, was ihr Sohn gerade getan haben soll.
Die ErzieherInnen haben Hannes einfach auf der Toilette sitzen lassen. Verletzung der Aufsichtspflicht und unterlassene Hilfeleistung? Die Mutter wird sich an das Jugendamt wenden.
Im Krankenhaus wurde ein ein Zentimeter langer Schnitt festgestellt, der aber keine weiteren Folgen für Hannes haben wird.

*Namen geändert
Da die Autorin nur den Tathergang kennt, möchte sie an dieser Stelle nicht weiter spekulieren.
Das diese Tat aus der Verbindung von Religion und Erziehung verübt wurde ist dennoch nicht von der Hand zu weisen.

Diesen Blogeintrag habe ich verfasst um eine Diskussion anzuregen. Die beschriebene Tat ist leider wirklich geschehen und noch nicht richtig aufgeklärt. Ich bin wirklich bestürzt, wie weit soziale und religiöse Differenzen in unserer Gesellschaft mittlerweile reichen, dass nicht einmal Kinder davor zu schützen sind.

Ich bitte um Kommentare.

Die feinen Unterschiede

Wie weit darf Satire gehen? Beachtet man die jüngsten Ereignisse in Paris, bekommt die Antwort auf diese Frage eine wuchtige Bedeutung. Ich möchte mich mit meiner Antwort allgemeiner halten, weil es sicher genug Blogeinträge und Artikel gibt die sich mit Charlie Hebdo befassen.

Also noch einmal: Wie weit darf Satire gehen? Was ist Satire?
Vielleicht die Wahrheit, die wir ohne ihre hübsche Verpackung nicht ertragen könnten – als Gesellschaft, als Individuum. Und sicherlich eine mächtiges Werkzeug, das immer an der Grenze des Missverständnisses wandert.

Wer Satiriker ist, ist sich dessen auch bewusst. Falsch. Durch Entwicklung des so genannten „social media“ und Entwicklungen innerhalb dieses Phänomens verschwimmen die Grenzen von bewusster zu unbewusster Satire. Selbstgedrehte Videos sind nicht zu unterschätzen.

Ein Beispiel: Eine wasserstoffblonde, blauäugige junge Frau möchte in ihrem Video den Begriff „IQ“ erklären. Wir ordnen diese Frau dem „Blondinenklischee“ zu und den Begriff „IQ“ dem Begriff „Intelligenz“.
Gesellschaftliche Norm: Einer Blondine wird kein hohes Maß an Intelligenz zugeschrieben und sie ist deshalb nicht in der Lage diesen Begriff zu erklären.
Wir sind aber trotzdem erstaunt, weil unsere Vermutung von der Nicht-Intelligenz dieser Frau mit etwas anderem überrascht wird: Realsatire. Der Erklärungsversuch der Frau fällt so anders als erwartet aus, dass er als originell wahrgenommen wird. Es bleibt aber eine unzureichende Erklärung.
Satire trifft im besten Fall den Kern der Sache ohne sich um die äußeren Umstände zu kümmern. Es wäre auch keine Satire mehr, wenn alle Fakten beachtet werden würden.

Trifft man den Kern der Sache, also in unserem Fall eine lapidare Aussage wie „IQ ist ein Ding im Kopf“, hat man Satire. Als Betrachter müssen wir jetzt noch entscheiden, ob wir dieser jungen Frau zutrauen, dass sie bewusst diese Wortwahl getroffen hat oder ob sie es „nicht besser weiß“. Zur besseren Übersicht liste ich hier die Möglichkeiten auf, zu welchen Rückschlüssen die verschiedenen Entscheidungen führen können:

1. Sie hat die Erklärung bewusst geäußert → Sie ist intelligent und hat Satire benutzt.
2. Sie hat die Erklärung bewusst geäußert → Sie weiß es nicht besser; wird als dumm bezeichnet und der Satirecharakter des Satzes muss in Frage gestellt werden.
3. Sie hat die Erklärung bewusst geäußert → Sie weiß es nicht besser; wird als dumm bezeichnet und als Zuschauer wird die Realsatire erkannt.
4. Sie hat die Erklärung unbewusst geäußert → sie weiß es nicht besser; wird als dumm bezeichnet.
5. Sie hat die Erklärung unbewusst geäußert → sie weiß es nicht besser; wird als dumm bezeichnet und es ist trotzdem Realsatire.

Es interessiert mich aktuell, zu welchen bizarren Ausdrucksformen „Satire“ mittlerweile gelangt ist. Im „social media“ äußert jeder seine Meinung. So haben wir bisher so viel Demokratie außerhalb von politischem Geschehen wie noch nie zuvor. Allerdings haben uns Kapitalismus und Evolution bereits dazu erzogen, uns selbst zu vermarkten.
Selfies und selbstgedrehte Videos senden immer die Botschaft „seht mich, ich bin wichtig“.
Harmlos. Bis zu dem Zeitpunkt an dem auch das neuste Selfie nach zwei Sekunden in der Masse untergeht. Dann brauch es eine Alternative, weil der Aufmerksamkeitsbarometer sinkt.

Im gleichen Medium weiterhin Erfolg zu haben, machen uns Fernsehen und Rundfunk seit dem Ende ihrer eigenen Sensationsphasen bereits vor. Auch das Internet und seine gesellschaftlichen Ansammlungen von virtuellen Menschen sehen sich dem Alltag gegenüber. Was tut also das Individuum? Es stellt alle Norme der Gesellschaft auf den Kopf, weil das social media ihm die Möglichkeit dazu bietet. Es wird NICHT hinterfragt. Es gibt nur die Selektion die unser Verstand bereit ist zu treffen, um nicht überlastet zu werden von den Informationsfluten.

Sehr leicht verschwinden in diesen Wellen auch die feinen Töne der Satire. Realsatire ist das neugeborene Phänomen der Masse. Für mich darf Satire nicht bis zur Realsatire gehen.

„Schatz, wir müssen noch Strom tanken.“

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cc by Windell Oskay (Flickr)

Ähnliche Sätze könnte Frau Müller ihrem Mann demnächst zurufen, denn die beiden fahren gerade ihr neues Elektroauto probe. Aber lässt sich Strom wirklich „tanken“?

Das Wort „tanken“ leitet sich ursprünglich von tankh ab, das auf Hindi „Wasserbehälter“ bedeutet. Wasser produzieren unsere Autos bisher leider noch nicht, also müssen wir es auch nicht in einem Behälter auffangen. Viel häufiger befüllen wir unsere Autos immer noch mit Benzin – wir tanken es an der Tankstelle in den Tank des Autos.

Es ist klar, dass beim Tanken eine Flüssigkeit in einen Behälter gefüllt wird. Aber wo Strom fließt ist meistens keine Flüssigkeit. Es sind wandernde Elektronen, die mit ihrer Energie in einer Batterie gespeichert werden können. Genau diese Energie macht sich der Akku des Elektroautos zunutze. Deshalb funktioniert der Akkublock ähnlich wie ein Tank, weil er die elektrische Energie „auffängt“. Natürlich ist der gesamte Vorgang noch etwas komplexer. Optisch haben ein Tank und ein Akku aber wenig gemeinsam.

Wir verbinden in unsere Sprache einzelne Wörter auch mit unterschiedlichen Bedeutungen, je nach Kontext in dem das Wort steht. Wenn Frau Müller die Worte „Strom“ und „tanken“ in einen grammatisch richtigen Satz formuliert, empfinden wir das als seltsam, weil wir bisher „Benzin getankt“ haben und Akkus mit Strom „aufgeladen“ haben. Ein logischer Satz würde lauten: „Schatz wir müssen das Auto noch aufladen“. Oder doch nicht?

Hier entsteht ein neues semantisches Problem. Die Wörter „Auto“ und „aufladen“ stehen für unsere Sprachverständnis bisher nicht in einem logischen Bezug. Lieber ordnen wir dem Gegenstand „Auto“ weiterhin das Wort „tanken“ zu, da wir diesen Vorgang in der Praxis nachvollziehen können. Wenn sich die Praxis ändert, müssen auch neu Ausdrücke gefunden werden.

Es ist abzuwarten, wie unsere Sprache sich an die neuen Gewohnheiten der Zukunft anpasst. So könnten „Strom tanken“ und „Auto aufladen“ bald ganz normale Vorgänge sein. Für den Moment gilt: das Elektroauto wird mit Strom an der Ladestation aufgeladen. Das menschliche Gewohnheitstier könnte aber noch lange sein Auto mit einer nicht vorhanden Flüssigkeit betanken.

 

Links

http://www.teslamotors.com/de_DE/models

 

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Handelsprache deutsch?

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cc by Anton Porsche (Flickr)

Das kann passieren, wenn die Sprache fremd ist. Ein Handelsunternehmen mit Sitz in Berlin kann keine Mail auf Deutsch formulieren.

Ich bestellte kürzlich „1 x samt Ringdisplay Ringbox Ringschachtel für 100 Ringe-schwarz“ für ganze 14,99 Euro inklusive Versand. Vielleicht hätten mich der Titel des Artikels und der niedrige Preis vorsichtiger vorgehen lassen sollen. Bisher hatte ich aber mit der Handelsabwicklung über amazon.de auch bei günstigen Angeboten keine Schwierigkeiten.

Entgegen aller Skandale, die sich um die Handelsplattform amzone.de ranken, gibt es dort einige Dinge, die im Einzelhandel nicht so leicht zu erstehen sind. Im Folgenden werden Sie KEINE Beschwerde über amazon.de lesen. Amazone fungiert hier lediglich als Zwischenhändler. Der eigentliche Händler hat seine Adresse in einer Berliner Lagerhalle.

Nach der Bestellung lassen sich alle Versandvorgänge bequem per Mail verfolgen, aber dann entstand ein Problem.

Titel der Mail: „Sie sind unter der Lieferanschrift nicht zu ermitteln“.

(Nun ja, das ist mich leider auch schon einmal passiert, aber damals stellte sich schnell heraus, dass der Fehler bei DHL lag. Das Paket habe ich bei erneuter Zustellung dann erhalten.)

Ich habe den Artikel mit dem umständlichen Namen widerrufen, da mich folgende Mail erreichte:

„Hallo,

Der Empfänger war nicht zu ermitteln, sagt DHL nach Adressprüfung.

ich bin Angst, dass die Wieder so passiert, wenn ich die Sendung an gleiche Adresse gesendet habe. dafür müssen wir jeder mal 11,80EUR bezahlen. aber das sollen Sie tragen.

wir machen freundlich, zahlen sie 5,9EUR noch, dann schicken wir an eine andere Adresse von Ihnen.“

(Groß- und Kleinschreibung und Formulierungen wurden 1:1 übernommen. Ich bilde hier aus Gründen des Datenschutzes nicht das Original ab.)

Interessant. Der Verfasser schreibt Höflichkeitsformen groß, hat jedoch keine Ahnung, wie ein sachlicher höflicher Satz formuliert wird. Wer die deutsche Sprache angeblich beherrscht, sollte auch in der Lage sein, sie verständlich und neutral zu benutzen. Besonders bei geschäftlichen Abläufen halte ich das für enorm wichtig. Außerdem scheint der Händler mit den deutschen Handelsrichtlinien nicht besonders vertraut. Sonst wüsste er, dass die DHL Versandkosten erstattet, falls die Zustellung durch DHL verhindert wurde.

Auf meinen Widerruf ging der Händler nicht ein. Stattdessen erhielt ich zwei weitere Mails mit folgenden Antworten:

„Hallo,

Naja, wir schicken Montag nochmal.“ 18:56 Uhr

und

„Hallo,

morgen schicken wir erneut. auch per DHL.“ 19:03 Uhr

Darum hatte ich nicht gebeten. Und zusätzlich habe ich bei meinem Widerruf darauf hingewiesen, dass ich für erneute Kosten nicht verpflichtet werden kann, da mich keine Lieferung erreicht hat. Alle meine Angaben waren korrekt, auch das habe ich überprüft.

Ich habe also den Widerruf per Post wiederholt und warte derzeit auf eine Antwort. Ich hoffe er wird verstanden.

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